Ein Traum ging in Erfüllung von Christian Mehnert aus Dresden


Seit ca. 10 Jahren fahre ich Rennrad. Als ich damals von einer “Fichkona” hörte war das eine
“utopische” Strecke für mich. Doch im Laufe der Jahre wurden auch meine Etappen immer länger. Im
Urlaub letzten Jahres auf Rügen sah ich die “Helden der Fichkona” ankommen. Jetzt war mir klar,
hier fährst du nächstes Jahr mit und begann sofort mit der Planung. Da glücklicherweise mein
Jahresurlaub immer in diese Zeit fällt, haben wir (Frau und Hund) uns gleich ein Quartier in Glowe
gesucht. Dann kam das Zittern um einen Startplatz, was im zweiten Anlauf dann auch klappte (ein
Platz von der Warteliste). Noch fix ein Quartier auf dem Fichtelberg gebucht und nun konnte das
Training beginnen. Ich hatte mir ein Ziel von mindestens 3000km (Strecken zwischen 100km und
450km inklusive Bergtraining) vorgenommen. Alles geschafft! Und der Tag der Fichkona konnte
kommen. Nun ging es von Bergen mit dem Zug nach Dresden und am Freitag von Dresden zum
Fichtelberg. Die Aufregung war unbeschreiblich, ich starte nun das erste Mal bei der “Fichkona”. Am
Abend vor dem Start trank ich mit Radfreunden noch ein Bier und aßen gemeinsam zu Abend. Die
Nacht habe ich trotz der enormen Aufregung gut geschlafen. Am Samstagmorgen der Blick aus dem
Fenster ließ nichts Gutes ahnen. Gewitter und Regen zogen aus Tschechien zu uns herüber. Doch
Petrus hatte ein Einsehen und pünktlich zum Start war Traumwetter zum Radeln. Die Straßen waren
wieder trocken und die Temperaturen angenehm. Die Friedensglocke am Fichtelberg läutete und ab
ging die Fahrt. Es lief fantastisch. Keine Probleme. Die Berge waren dank meines Bergtrainings ein
Kinderspiel. Eine Reifenpanne vor dem ersten Verpflegungspunkt war schnell behoben und die
Kilometer spulten nur so ab. Die sich einstellende Hitze mit Temperaturen über 30 Grad machte allen
zu schaffen und am zweiten Verpflegungspunkt hieß es Essen und viel Trinken und sich im Schatten
ein wenig akklimatisieren. Danach ging es weiter Kilometer um Kilometer und die Temperaturen
lagen auch wieder im verträglichen Bereich. Und immer noch keine Probleme mit Nacken, Rücken,
Beinen und was sonst noch alles schmerzen könnte. Der dritte Verpflegungspunkt war erreicht, es
wurde die “Nachtkleidung” angelegt und da es warm war, auch nicht zu dick angezogen. Dem Körper
wieder Kohlenhydrate und Zucker zugeführt, den Hintern mit Melkfett zur Linderung der
aufkommenden Schmerzen eingerieben und weiter ging es. An Regen dachte keiner. Die Nacht kam,
das Wetter noch freundlich aber gegen Mitternacht am Verpflegungspunkt “Gransee” war von der
Freundlichkeit nichts mehr übrig. Petrus öffnete seine Tore. Also schnell trockene Kleidung anlegen,
Regenkleidung überziehen und wieder Fahrt aufnehmen. Der Regen ließ dann auch etwas nach.
Müde und schweigend fuhr das Feld so dahin. Die nächste Etappe war Neubrandenburg. Bei der
Durchfahrt wurden wir von “Nachtschwärmern” begrüßt, was uns wieder etwas aufmunterte und
der nächste Verpflegungspunkt “Altentreptow” konnte kommen. Er kam auch und dazu Blitze,
Donner und ein Gewitterguss, der ein Weiterfahren erst mal nicht mehr möglich machte. Die
fleißigen Helfer am Verpflegungspunkt (vielen Dank an alle Helfer!) hatten bereits eine Plane
aufgespannt unter der wir uns nass und frierend aneinander kuscheln konnten. Witze und Späße
munterten die erschöpften Fahrer auf. Bei mir kam schon mal leiser Zweifel auf, warum man sich so
was antut. Man könnte doch so schön im Bett liegen und das Wetter wäre einem egal. Der Regen ließ
nach, die Straßen waren wieder befahrbar und die Gruppe setzte sich wieder in Bewegung. Alle
schlechten Gedanken wurden beiseitegelegt. Nun galt es vorsichtig fahren (die Bremsen reagierten
genau so langsam wie wir), nur das nichts passiert. Und alle fuhren vernünftig, keine Panne, kein
Sturz, jeder radelte so vor sich hin. Nächste Etappe war “Grimmen” am McDonald. Sicherlich hatte
sich der eine oder andere auf einen großen Big Mac gefreut aber der wurde enttäuscht. Ein
Stromausfall hat alles lahm gelegt. Nicht mal die Toiletten funktionierten. Der Morgen brach an, die
Stimmung der Fahrer war auch wieder gut, die Müdigkeit ließ nach, es wurde wieder geplaudert und
erzählt und der letzte Verpflegungspunkt “Samtens” konnte kommen. Die Insel Rügen war erreicht,
der Rügendamm überquert. Jetzt nur noch 60km bis zum Kap! Fantastisch – Super – ich bin stolz, es
bis hier her geschafft zu haben. Diese 60km sind nur noch ein Spaß. Meine Kräfte sind noch
hervorragend, keine Krämpfe, keine größeren Beschwerden (außer mein Hintern) – alles bestens. Das
Ziel kann kommen. Jetzt noch Frau und Freunde in Glowe anrufen und meine Ankunft für 12.00 Uhr
melden. Die Stimmung im Feld ist immer noch gut und diszipliniert. Jeder freut sich nun auf das Ziel.
Immer wieder wurde vor der Holperstrecke in Sagard gewarnt, jetzt wurde auch der Letzte
wachgerüttelt. Hier traf es einen Fahrer “böse”. Er hatte die Schrauben seines Sattels verloren. Das
ist tragisch so kurz vor dem Ziel. Nochmals kurze Rast zum Pinkeln und die Ostsee war zu sehen und
zu riechen. Die letzten Kilometer gingen wie von selbst. Das Kap Arkona war zu sehen, die letzten
Meter und das Ziel ist erreicht. Es war geschafft! Müde und dennoch glücklich. Jetzt erst merkte ich
auch, dass mein Hintern etwas wund war, aber Stolz und Freude überwiegen, die Schmerzen sind
dagegen unbedeutend.
“Ja wir waren mit´m Radl da – vom Fichtelberg bis ans Kap Arkona”. Ein unvergessliches Abenteuer.
Eine große Leistung aller Fahrer. Wenn ich meinen Freunden und Bekannten davon erzähle werde ich
bewundert. Ich kann dann nur sagen: “Es stimmt, eine großartige Leistung. Diese kann aber jeder
vollbringen, vorausgesetzt er ist gesund und liebt das Radfahren”. Alles andere ist Training und der
Wille es zu tun.
Bis zum nächsten Jahr, dann eventuell in der Gruppe 2. Eine Steigerung muss es ja geben. Das wäre
dann mein Geschenk zu meinem 60. Geburtstag.
Vielen Dank an die spitzenmäßige Versorgung, an die Organisatoren, Helfer und Capitanos ohne die
ein solches Erlebnis nicht machbar wäre.