
“Wohlfühlbericht” von Frank Naumann aus Dresden
…mindestens 3.500 Zeichen sollten es auch sein. Die reichen ja gerademal für das Lob an die hervorragende Verpflegungsmannschaft! Als ich vor vielleicht 10 Jahren das erste mal von einigen Verrückten gehört hatte, die doch tatsächlich mit dem Rad vom Fichtelberg zum Kap Arkona in 24 Stunden fahren, dachte ich im Leben nicht daran, dass man so was auch mal machen könnte. Ok, damals hing das Herz noch am Mountainbike und die Straße war praktisch verpönt. Als ich mir dann 2008 tatsächlich mein ersten Rennrad gekauft hatte – natürlich um einer Frau zu imponieren – wechselte ich praktisch die Seiten und siehe da, es macht bis heute einen riesen Spaß. Damit war aber diese völlig beknackte Idee von rund 600 km am Stück noch lange kein Thema. Bis ich den Bericht der 2011er Tour im Regionalfernsehen Pirna geschaut hatte. Mit Gänsehaut ins Netzt, die FichKona-Seite aufgemacht und mit einem dicken, roten Stift den Tag der Anmeldeeinschaltung für die Tour 2012 eingetragen. Überglücklich habe ich dann wenige Wochen später auch meine Bestätigung erhalten. Nun galt es das Rad zu pimpen an einem Trainingsplan zu arbeiten und endlich das Rauchen einzustellen. Zweiters habe ich dank Fichkona auch seit dem 31. Dezember 2011, 23:25 Uhr, erfolgreich geschafft. Nur mit dem Trainingsplan hat es nicht so funktioniert wie gedacht . Aus zeitlichen und zum Teil aus gesundheitlichen Gründen wurden aus den vorgenommenen mindestens 4.000 km nur knappe 2.000 km und aus Touren bis 300 km wurde eine längste von gerade mal 150 km. An dieser Stelle kämpft natürlich die Vernunft mit dem Willen. Da ich aber auf dem Marathon- und Berglaufsektor eine gute Konditionsgrundlage hatte, musste einfach der Wille siegen.
So habe ich am 30. Juni 2012 das Büro für geschlossen erklärt, habe meinen 66er Pontiak mit meinem Rad, Schlafmatte, Wasser und Grill beladen und kam gegen 18:00 Uhr auf dem Fichtelberg an. Erste kurze Schwätzchen, noch einmal lecker schlemmen und ab ging es in eine mehr oder weniger schlaflose Nacht. Hier war wohl die Aufregung vor dem großen Start doch etwas zu groß. Damit war die Nacht auch bereits 5:30 Uhr zu Ende. Zu meinem Erstaunen versammelten sich bereits wenig später eine Hand voll Teilnehmern an meinem Auto und hier wurde dann von den alten Hasen ordentlich gefachsimpelt. “O mein Gott”, dachte ich, wo die schon überall hoch- und runtergeradelt sind, tausende von Trainingskilometern im Jahr in den Beinen… Erste berechtigte Zweifel kamen hoch, ob ich die anstehende Tour wirklich packen könnte. Aber ein Sachse kennt keinen Schmerz und so ging es langsam in die Endvorbereitungen für den Start. Bereits hier war klar festzustellen: da sind Profis mit Herzblut am Werk! Alles lief von hier an wie ein Uhrwerk und meine Begeisterung wurde noch eine Stufe höher gepusht.
Pünktlich 10:00 Uhr gab Olaf dann das Startsignal und mit einer irren Gänsehaut konnte ich endlich meine erste FichKona mit den vielen weiteren Teilnehmern starten. Mit 75 km/h runter nach Oberwiesenthal waren die ersten Kilometer eine traumhafte Einstimmung auf die Tour. Bis zur ersten großen Pause lief alles wie am Schnürchen, dass ich mich, auch angespornt von einigen anderen Fahrern, mit denen ich ins Gespräch kam, kurzerhand für den Wechsel von der eingetragen Gruppe drei in die Gruppe zwei entschieden hatte. Im Nachhinein betrachten perfekt – ich sage nur “Weltuntergang”. Aber auch so war es vom ersten bis zum letzten Kilometer ein perfekter Rhythmus in der ganzen Gruppe. Das Lob gebührt damit allen, aber besonders unseren drei super Capitanos, den Begleitfahrzeugen und natürlich unserem Olaf, der im beständigen Angesicht des Todes wagemutige Stands zur Flüssigkeitsversorgung der Mannschaft während der Fahrt vollbracht hatte – DANKE!!! Ja, wider der ursprünglich kleiner Zweifel lief auch bei mir über den Tag alles super. Nach einem kleinen Kreislauftribut an die 37*C in der Lämpchen-anbring-Pause düsten wir kurze Zeit später in einer emotional sehr schönen Atmosphäre, begleitet von der Polizei durch die mit Zuschauern gesäumten Straßen von Potsdam. Da kam schon so ein kleinwenig Tour de ….- Gefühl auf. Die meisten Gedanken hatte ich mir im Vorhinein zur Nacht gemacht. Wie sollte man hier am besten mit der Müdigkeit umgehen. Aber die erforderliche Konzentration und der kleine Perkur aus überfahrenem Wild, welches uns der Sage nach die Gruppe eins hinterlassen hatte, machten diese Stunden beiweitem erträglicher als gedacht. Noch einmal mit Blaulicht durch Neubrandenburg hatten wir echt ein riesen Glück, was das Wetter anbelangt. Irgendwie hatten wir es doch tatsächlich geschafft über die Nachtstunden alles was wie Weltuntergang aussah rechts und links der Strecke liegenzulassen. Da bleibt der etwas ausgiebigere Guss am Morgen fast nicht bemerkenswert – danke noch einmal an dem Spätpullerer, wegen dem wir die Weiterfahrt an der Tanke etwas verschoben hatten und damit doch noch recht trocken weitergekommen sind. Aber nun, da die Konzentration auf die Nacht fehlte, kam ganz plötzlich das Signal von beiden Augen, dass sie irgendwie keinen Bock mehr hatten. Oje, von hier ab habe ich mich bis zur Auffahrt auf Rügen nur noch mit Quasseln und Koffeinhaltigem wachhalten können. Dafür hatte uns die Insel aber mit plötzlich herrlichem Wetter begrüßt und so waren die letzten 75 km weiterhin die wahre Freude. Einen ganz klaren Anteil mit Fanstatus daran hatte ein Mitstreiter unserer Gruppe, der mir etwas von Seiner leidstillenden A…hsalbe abgegeben hatte. Der Bereich meines Körpers war schon lange zinoberrot und egal ob bein aus oder in den Sattel gleiten – es tat höllisch weh. Ich danke Dir noch mal! Das angekündigte aufweck-Pflaster und die letzten Kilometer zum Kap mobilisierten die ganze Gruppe noch einmal und so düsten wir nach 23 Stunden und 9 Minuten Bruttozeit (das waren 19:27 h Nettofahrzeit ;) ), begrüßt von vielen Angehörigen der Mitfahrer am Kap Arkona durch das Ziel. Das fällige Telefonat mit meiner Freundin musste ich dann recht kurz halten, da ich emotional so bewegt war, dass kaum ein Wort rauskam. Die vielen Fotos und Filme während der Fahrt und nun auch zwei am Ziel, haben einen ganz besonderen Platz in meinem Sportbuch erhalten. Ich denke das jeder, der diese Tour schafft, berechtigt stolz auf sich sein kann.
Eine kleine Prüfung gab es dann aber doch noch zu bestehen: die letzten 12 km zurück zum Campingplatz begleitete uns ein ordentlicher Küstenwind. Leider aber direkt von vorn und so hatten wir noch einmal mächtig zu kämpfen. Auf dem Campingplatz angekommen lief alles wieder so was von perfekt, was die Betreuung anbelangt, dass ich mir dieses Lob einfach für den Schluss aufheben wollte. Also: ob Olaf und sein Orgateam, die beiden rollenden 5-Sterne-Küchen, die geduldigen Begleitfahrzeuge, Gepäckkoordinatoren, Polizei, Busfahrer und alle, die man vielleicht gar nicht bemerkt hat, die aber zum 100%igen Gelingen dieses Erlebnisses beigetragen haben – Euch gehört an dieser Stelle noch einmal ein riesen Beifall! DANKE und auf Wiedersehen zur FichKona 2013, der längsten Tour zum Baden.
Euer Frank/Gruppe 2 aus Dresden