
Vom Fichtelberg zum Kap Arkona fuhr Klaus Herzog
Der Wahnsinnsritt nonstop vom Berg zum Meer
Mit der Anmeldung zur Teilnahme am längsten Downhill des Ostens betrat ich neue Dimensionen.
Nun stand ich also am 25.6.11 mit weiteren 170 Fahrern bei 8 Grad, starkem Wind und trüben Wetter am Start auf dem Fichtelberg und zweifelte noch an dieser Entscheidung.
10 Uhr, endlich Start und wir fahren hinunter ins Tal, wo sich das Wetter mit Temperaturen von 15-18 Grad, kein Regen, trockene Straßen von seiner guten Seite zeigt.
Das Fahrerfeld ist in vier Leistungsgruppen aufgeteilt, wofür man sich vorher entscheiden muß. Ich fahre in Gruppe zwei. Auf den ersten 200 km wurde sehr ungleichmäßig gefahren, wobei das Führungsfahrzeug seinen Teil dazu beitrug. Bergab, wo die Gruppe normalerweise Schwung aufnimmt, bremste uns das Führungsfahrzeug aus und bergan wurde dann gejagt und unnötig Kraft verschwendet. Jetzt gab es auch den einzigen Sturz in unserer Gruppe. Ein Fahrer war wohl auf seinen Vordermann aufgefahren und hat sich dabei das Vorderrad demoliert. Sein Nebenmann fuhr vorsichtshalber gleich freiwillig ins Feld und landete weich.
Gute Lösung!
Nun wechselten einige Fahrer den diese Fahrweise vielleicht auch zu stressig erschien, auf wiederholtes anraten der Führungscrew in Gruppe 3. So lief das Fahrerfeld in Gruppe 2 jetzt homogener und angenehmer. Übrigens, bei der Fahrt zum Kap geht es nicht nur bergab oder geradeaus, sondern es sind immerhin auch noch 2306 Hm zu bewältigen.
Bei ca. 250 km meldete sich meine Oberschenkelmuskulatur durch brennen zwicken. Ist ja wohl normal, denn ein üblicher Radmarathon wäre jetzt schon zu Ende. Doch wir sind noch nicht einmal bei der Hälfte. Da kommen schon Gedanken auf, ob die Kraft bis ans Kap reichen wird. An der nächsten Verpflegungsstelle konnte ich mich jedoch gut regenerieren und nachher gingen die Beine wieder wie geschmiert. Jetzt mußten wir alle die Beleuchtung an die Räder anbringen. Durch Potsdam geht es sehr zügig weil die Kreuzungen durch eine Motorradeskorte freigehalten wurden. Die Nachtfahrt fand ich schön. Nachts herrscht auf den Landstraßen eine Stille und man hört nur noch das Rauschen der Ketten und Laufräder. Da relativ starke Bewölkung herrscht, bleiben die Nachttemperaturen recht verträglich, dafür ist es stockdunkel. An einer Umleitungsstrecke hatte unser Führungsfahrzeug mit Navigationsproblemen zu kämpfen. Aus den 610 km wurden deshalb am Ende eben 625 km.
Die Zahl der an Führungsarbeit beteiligten Fahrer wurde immer kleiner. Zur Abfahrt von den Verpflegungsstellen entwickelte sich die Fahrt eher zum Steherrennen, da keiner zu weit vorn fahren wollte. Ein Höhepunkt war die Fahrt über die neue Rügenbrücke. In Polizeieskorte wurde uns extra eine Fahrspur freigehalten. Die letzten Kilometer wurden dann vom Führungsfahrzeug zum finalen Endspurt freigegeben. Bei einer so langen Fahrt fand ich das nicht gerade sinnvoll. Da kommen viele Hinterradlutscher nach vorn und müssen beweisen, was sie noch für Kraftreserven besitzen. Bei Führungsarbeiten wurden einige davon nicht gesehen. Ist ja auch egal, hier geht es nicht um Platzierungen. Unsere Gruppe ist 9 Uhr nach einer Bruttogesamtfahrzeit von 23 Stunden, 625 gefahrenen Kilometern und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 32,4 km/h am Kap Arkona.
Das war ganz großes langes Radfahren.
Ein dickes Lob auch an die Crew um Olaf S. für die gute Organisation und super Verpflegung.
Abgefischt von Quelle