Fichkona-Radmarathon. Vom Berg zum Meer... von Tilo


Oh mein Gott war das GEIL!!!

Seit Ewigkeiten mal wieder eine lange Tour mit Sascha. Und dann gleich 23h…

Eigentlich wollte ich mit ihm seine Tour von Dresden an die Ostsee fahren. Die fiel dieses Jahr aber flach. Stattdessen fährt er mit ein paar freakigen Freunden beim Fichkona-Radmarathon vom Erzgebirge ans Kap Arkona auf Rügen mit.

Was sollte ich anderes machen, als zu zusagen???

Die langen Radeinheiten in der Vorbereitung fielen dem Regen zum Opfer. Längste Tour an Pfingsten mit ca. 150km.

Wie sollte ich da über 600km schaffen???

Aber vieles kann man sich weder vorher noch nachher vorstellen, also versuchte ich das zu ignorieren.

Zum Glück erfuhr ich erst auf der Busrückfahrt, daß Saschas Freund Jörg nach einer Knie-OP in Ermangelung an Zeit in einer Woche 2×300 + 2×200km also 1000km gefahren ist. Davon an 3 Tagen hintereinander 300, 300, 200.

Ohne Worte.

Auch alle anderen in Gruppe 1, mit der wir dank Saschas Ansage gestartet sind, sind bereits mehrfach Fichkona gefahren und haben so nette Geschichten wie Paris-Brest-Paris (1200km) und ähnliches gemacht. Hier fühlte ich mich genau richtig…

Die ersten 3 Verpflegungsstellen (90, 180 und 280km) kämpfte ich mich in dieser sehr unrhytmisch fahrenden Gruppe durch. Dann stieg ich an der Verpflegung aus der Gruppe aus und versuchte erfolgreich in der guten Stunde warten meine Rücken, Nacken und Magenschmerzen zu beseitigen. Durch abwaschen, neu Einkleiden, in Ruhe Nudelsalat, Kuchen und Schokolade essen, 15min. Schlafen und mit Ela telefonieren habe ich mich so wieder hergestellt, daß ich wieder mit Freude in den Sattel gestiegen bin. Sascha hat die Chance auch genutzt und hat mit mir die Gruppe gewechselt. Ihm war schlecht und das hat auch noch 150km gedauert, bis das weg war. Gemeinsam sind wir in und durch die Nacht geradelt. Aus dem 34er-Schnitt wurde bis ins Ziel ein 32,5er-Schnitt. Die zweite Gruppe fuhr also nicht wesentlich langsamer, allerdings viel, viel gleichmäßiger mit deutlich längeren Pausen. So machte es wieder Spaß. Bis auf die wohl nicht vermeidbaren Hänger, die man auf so einer Strecke bekommt. Zum Glück kommt aber nach jedem Tief auch wieder ein Hoch.

Und wie hoch so ein Hoch sein kann, konnte ich mir vorher gar nicht vorstellen. Daß man bei km 450 denkt, man könne ewig mit über 30 Sachen weiterfahren, daß man bei km 500 meint, man könne ewig Führungsarbeit für die 100-Mann-Starke Gruppe machen, wieviel neue Kraft einem die aufgehende Sonne bescheren kann. All das muß man wohl erlebt haben, um es nachvollziehen zu können.

Und 20km vor dem Schluß (dank Baustellenumleitungen und Verfahren des Führungsfahrzeuges waren wir da schon bei über 600km…) wurde die Gruppe freigegeben. Nun packte mich der Rennfahrer. Ich bin mit einer ca. 10-Mann-starken Gruppe ausgerissen und mit knapp 40 Sachen in Richtung Ziel gepeest.

In dieser Gruppe wurde es aber nun sehr hektisch und es entwickelte sich ein Rennen. 3x versuchte einer vorne auszureißen. 3x war ich in so guter Position, daß ich das Hinterrad erwischt habe und mit weg kam. Leider kam jedesmal nur ein weiterer Fahrer mit.

Zu dritt sind wir dann im Dauerkreisel mit 43 km/h vor der Gruppe gefahren, allerdings noch viel zu weit vom Ziel entfernt. Aber es war sehr lustig.

2km vor dem Ziel gab es mal wieder 1km Kopfsteinpflaster durch einen Ort durch. Hier gab es ca. 5 Fahrer, die kamikazemäßig ohne Rücksicht auf Material und Körper drüber gebrettert sind. Diese 5 kamen dann 150m vor uns ins Ziel.

Nach 622km!!!

Sascha hatte sogar 633 auf seinem Tacho.

19:08h Fahrzeit, knappe 23h unterwegs.

Kurze Pause in der Sonne (es war mittlerweile bereits kurz vor 9 Uhr) und dann wieder rauf auf die Sättel und 12km auf der Strecke zurück zum Campingplatz.

Dort hatte ich dann 634km auf meinem Tacho. Wahnsinn!!!

Duschen, 4h Schlafen und dann das WM-Achtelfinale Deutschland-England angeschaut. Das zweite Achtelfinale abends habe ich nur noch zur Hälfte miterlebt.

Zu Essen gab es eine Steak-Semmel, zwei Döner, 2 große Softeis, zwei Bier, ein Weizen, ein Kaffee. Und alles fast gleichzeitig.

Nach was der Körper da so schreit…
:-)

Quelle