Die Sonnenscheinfahrt in den Norden von Olaf Schau


Teilnehmer am Start: 139
Teilnehmer am Ziel (gesamte Strecke im Sattel): ca. 134
Die Damen: Maja Köllner (53) Bavenstedt (kurzzeitig im Begleitfahrzeug), Claudia Conradi (30) Dresden, Susan Nitsche (23) Marienberg, Diana Weißbach (19) Burkhardsdorf
Der Älteste: Wolfgang Schimmel (63) Ehingen, ehemals Chemnitz
Der Jüngste: Mario Georgi (17) Holzhau/Erzgebirge
Altersdurchschnitt: ca. 37,3 Jahre

Bestzeit: 19:29 Stunden (Tempogruppe mit 18 Fahrern; Peter Schötzau, Bert Fichter, Sven Gerber, Maik Plamann, Werner Pagac, Oliver Mergenthaler, Markus Werner, Stefan Gräbner, Harald Richter, Sebastian Engel, Mario Schmidt, Susan Nitsche, Uwe Hofmann, Armin Bach, Benjamin Lachmann, Holm Lohse, Jens Rast, Olaf Schau; Dirk Meinelt mit 19:59 Stunden hat sich die letzten Kilometer ausgeklinkt.
Durchschnittsgeschwindigkeit (Fahrschnitt): 32,9 km/h
Reine Fahrzeit: 18:05 Stunden
Pausen: 1:24 Stunden
Alle anderen Gruppen erreichten den Leuchtturm am Kap Arkona unter 24 Stunden!!!

Begleitcrew und Helfer bei der Vorbereitung (insgesamt): 38
Begleitcrew (unterwegs auf 11 Fahrzeugen): 24

Begleitfahrzeuge: Sachsen IdealTours Dresden, Autohaus Hardi Illgen Stollberg, Mercedes Schloz und Wöllenstein Annaberg, Carsten Friedrich Schlema, Volker Schreiter Marienberg, Christian Glaser Nassau, Elektroinstallation Michael Nitsche Großwaltersdorf

Sponsoren und Unterstützer:
www.ideal-tours.de, www.fahrrad-hoblik.de, www.hotel-fichtelberg.de, www.volkswagen-partner.de/illgen/stollberg, www.fewo-nitsche.de, www.viba-sweets.de, www.mobilfunk-kaltofen.de

Verpflegung und Getränke:
Kartoffelsuppe und Würstchen vor dem Start am Fichtelberghaus
2000 Brötchen und 20 Brote mit Käse und Wurst
1500 VIBA Energy Riegel
300 Carbobar
150 Ultra Bar
20 Kuchen
130 Kilo Bananen
50 Kilo Äpfel
70 Kilo Reis-, Kartoffel- und Nudelsalate
Haferschleim
ca. 1200 Liter Xenofit und Ultra Buffer
864 Dosen Red Bull
100 Liter Cola
150 Liter Vitamalz
70 Liter Apfelsaft
100 Liter Multivitaminsaft
100 Liter Rechenberger Bier (Dunkel und Pils) nach der Ankunft zum 55. Geburtstag von Michael Nitsche

Tourbericht
Um 11 Uhr knallte endlich der Korken aus der Sektflasche. Das war das Startsignal von Ria Meinel, der Betreiberin des Fichtelberghauses. Endlich nur noch Radfahren.
Vorher war ab 9 Uhr Programm auf dem Fichtelberg, noch nie waren wohl gleichzeitig so viele Langstreckenradfahrer da oben auf dem Dach Sachsens versammelt. Alle wurden namentlich genannt und kurz vorgestellt. Gepäck wurde auf die Begleitfahrzeuge verteilt, alle Fahrer trafen sich noch mal zu einer kurzen Besprechung. Die offizielle Begrüßung der Teilnehmer aus ganz Deutschland wurde vom Chef des Hotel Fichtelberghaus Herrn Ralf Langer, der Besitzerin des Ringhotel Panorama Frau Ria Meinel und dem Bürgermeister von Oberwiesenthal Herr Kirsten vorgenommen. Frau Meinel spendierte den Organisatoren drei Übernachtungsgutscheine für das Fichtelberghaus, welche dann nach der Ankunft am Kap Arkona und allen Teilnehmern verlost werden sollten. Alle waren guter Dinge und blickten gelassen auf das was in den folgenden stunden passieren sollte. Und diesmal wurden wir auch nicht von einem unserer wichtigen Unterstützer im Stich gelassen, der Sonne, welche schon auf dem Fichtelberg für kurze-Hosen-Temperaturen sorgte. Und alle strahlten mit!

Die ersten Kilometer sind immer die heikelsten, besonders wenn ein Peleton mit fast Tour de France Größe vom Fichtelberg zu Tal fledert. Die ersten Kreuzungen wurden von den Begleitfahrzeugen gesichert und in Oberwiesenthal feuerten erste Zuschauer die Fahrer an. Alle im schon bald auf über 2 Kilometer auseinandergezogenem Feld bemühten sich um eine disziplinierte Fahrweise, denn der Weg war lang und ungewiss für die vielen, welche ihn noch nicht kannten. Im hinteren teil des Feldes gab es einige Stürze ohne Folgen. Nach Ehrenfriedersdorf bogen wir rechts rechts nach Weißbach ab, um die Straßensperrung nach Burkhardtsdorf zu umfahren. Abseits der Bundesstraße war auch die Möglichkeit die nötige Pinkelpause einzulegen, ohne einen kurzen Verkehrskollaps zu verursachen. Chemnitz war nach weniger als zwei Stunden und einem Sturz von Lutz Nestler über eine Bordsteinkante (er fuhr mit zerrissener Radhose und Trikot sofort weiter) auch ohne Polizeieskorte und vielen roten Ampeln zügig passiert. Das Tempo wurde von einigen jungen Wilden an der Spitze hochgehalten, trotzdem rollten noch beinahe geschlossen etwa 100 Teilnehmer an der ersten Verpflegung ein. Nach knapp 15 Minuten rollte die Gruppe 1 weiter und wenig später die Gruppe 2.

Bis Grimma waren auch die letzten Anstiege bewältigt und im Feld wurde bereits über das Bilden der Tempogruppe diskutiert. Doch schon nach 120 Kilometer sollte das keine Sinn machen. Bis zur zweiten Verpflegung nach der Kurstadt Bad Düben wollten wir noch zusammenbleiben. Aus den Begleitfahrzeugen wurden Trinkflaschen ins Feld gereicht, denn bei fast 30° C reichten selbst zwei große Flaschen nicht lange. An der zweiten Verpflegung in Bad Düben formierte sich dann eine 20- köpfige Tempogruppe, welche dann auch bis auf einen Ausfall bis zum Kap Arkona zusammenblieb. Das ehrgeizige Ziel , die Pausen kürzer als 5 Minuten zu halten, hätte zu viel Stress bedeutet; lieber wurde ein gleichmässiges Tempo gefahren. In Michendorf war der Vorsprung gerade mal auf 10 Minuten angewachsen, als ein fliegender Wechsel an der Verpflegung stattfand. Die Potsdamer Polizei übernahm die Spitze und leitete sie auf dem kürzesten Weg mit Blaulicht und Sirene durch die Stadt. Bei Falkensee wurde eine neue Strecke befahren, wo Fahrer und Begleitcrew zusammenbleiben konnten. Dann endlich auf der B 96! Ein Wegweiser zeigt 203 Kilometer bis Stralsund an. Noch 273 Kilometer bis zum Ziel. Es war schon nach 22 Uhr als die Tempogruppe in Gransee die Beleuchtung an das Rad steckte. Der erste Teil der Nacht ist kein großes Problem, man ist noch aufgedreht und es gibt immer noch Gesprächsstoff. Doch später beginnt der Blick zu verschwimmen und man muss sich motivieren, konzentriert zu bleiben. Eigentlich wurde es diesmal nur sehr kurz richtig finster und der Sternenhimmel breitete sich über die Mecklenburger Seenplatte aus. Doch mit dem klaren Himmel kam auch eine ungewohnte Kälte, die sich mit dicken Bodennebelfeldern in den Niederungen ankündigte. Auf der langen B 96 nach Norden war es erstaunlich ruhig, der Discoverkehr hielt sich noch in Grenzen, nur war viel Polizei mit Blaulicht unterwegs. Und so wurden wir auch einmal gestoppt.

Ab der Nacht gab es auch an jeder Verpflegung Red Bull das aufmunterte und Malzbier, was Energie spendete. Volker besorgte an einer Tankstelle Kaffee und ich hatte Bedenken, dass die Kaffeetrinker sich nicht so schnell wieder von den Plastikstühlen erheben würden. Die Nacht ist immer schneller vorbei als man glaubt und am NO-Himmel wird es sachte wieder hell. Um 3 Uhr in Greifswald braucht man fast kein Frontlich mehr als wir das erstemal an der Ostsee sind und die salzige Luft am Hafen mit den alten Segelschiffen schnuppern. Die Rast lassen wir ausfallen, denn in einer Stunden können wir schon in Stralsund sein. Benjamin Lachmann aus Holzhau sehe ich neben mir eine kleine Welle fahren, dann reißt er den Kopf erschrocken nach oben – gerade wieder rechtzeitig aufgeweckt! Wir kämpfen alle mit der Müdigkeit. Der Rügendamm wird um 4.15 Uhr überfahren und wir blinzeln wenig später in die aufgehende Sonne und die Augen wollen lieber ganz geschlossen bleiben. Das Beste ist mit dem Nachbarn über irgendetwas brabbeln, das hält bisschen wach. Eine Temposteigerung mit dem belgischen Kreisel scheitert, aber wir sind trotzdem noch zügig unterwegs. In Sagard rüttelt uns das Kopfsteinpflaster endgültig wach und lose Teile am Rad locker. Einfach den Lenker unten fassen und mit einem großen Gang durch. In Bobbin: “Da, das Kap Arkona mit dem Leuchtturm!” Der Satz wirkt. Das Ziel ist nun erkannt und wird ins Visier genommen und das Tempo noch mal flotter, obwohl alle Kräfte nun eigentlich aufgebraucht sind. Aber das ist der Punkt, den nur jemand verstehen kann, wer Erfahrung mit solchen Langzeitbelastungen hat. Da ist eigentlich immer noch was da. In einem großen Bogen über die schmale Schaabe nähert sich die Straße dem Kap. Ich gucke auf die Uhr und treibe die Leute noch mal an. Aus dem Sattel geht's die Einbahnstraße übers letzte Pflasterstück verkehrt herum hindurch und dann noch eine leicht steigende Gerade, eine Kurve in der sich im Schlusssprint einer noch fast in einem Strauch verfängt, es ist zum Lachen komisch!

Und das erste mal seit es Fichkona gibt, steigen ein paar von uns nicht ganz leichten Schrittes die Treppe an der Steilküste zum Meer hinunter, denn erst jetzt sind wir richtig da! Wir laufen auch noch zum Siebenschneiderstein, ein großer Findling in der Dünung, was eigentlich der nördlichste Punkt auf der Insel ist.
Nach und nach trudeln die anderen Gruppen in kleine Grüppchen zersplittert am Leuchtturm ein, denn ab der letzten Verpflegung ist das “Rennen” immer freigegeben und werden lautstark begrüßt. Der Kaffee im Ziel und für einige das Zielbier in der Sonne sind mehr als verdient. Und nach einer kurzen Ruhe in der Turnhalle wird am Nachmittag zum Baden gefahren, getreu dem Motto “Der Wille macht den Körper zum Pfeil! Wir wollen baden fahren!”
Und weil fast alles in diesem Jahr so optimal lief (Verbesserungen wird es immer geben) fiel mir auf den letzten Kilometern ein neues Motto ein: “Fichkona – Radfahren wie die Profis, nur länger!”