von Robin Lutter aus Dresden


Am letzen Juniwochende 2012 hieß es mal wieder: “Wir fahren baden!” – Wir das waren diesmal Thomas, ein guter Freund von Ihm und ich und weitere 176 Verrückte.

Freitag war die Anreise diesmal für mich recht entspannt – Thomas Vater brachte uns drei direkt zum Fichtelberghaus und wir übernachteten direkt am Start. Abends ein gemütliches Abendbrot zu dritt und dann irgendwann entspannt ins Bett.

Als ich früh das erste mal einen Blick auf die Uhr im Zimmer warf, fiel mir ein, dass diese in der falschen Zeitzone lebt – eine Stunde länger Schlaf… gegen 5 weckte mich dann ein Gewitterguss mit ordentlich Wasser, na toll! Bereits zum Frühstück war der Regen allerdings vorüber und der vorsichtige Blick auf den Regenradar ließ ersten Optimismus aufkommen. Bis zum Start war auch noch viel Zeit! Also Startnummer angebracht, Gepäck sortiert, Fotos geschossen – die Frage was zieh ich an, war zum Glück schnell geklärt.

Pünktlich um 11:00 fiel der Startschuss und die träge Masse von ca. 180 Rennradlern und diversen Begleitfahrzeugen rollte vom höhsten Berg des Erzgebirges ins Tal und Richtung Norden. Auf den ersten Kilometern gab es auch schon die ersten Defekte, von denen es auch Thomas traf, sodass er sich gleich zum Start auf Aufholjagd begeben durfte. Vor Chemnitz sammelte sich das Feld und alle fuhren gemeinsam durch die Stadt (diesmal leider ohne Polizeiunterstützung – schade!)

Hinter Chemnitz dann der erste Verpflegungspunkt und die Aufteilung in Gruppen. Wir hatten am Vortag bereits geklärt, dass Thomas und Rene nicht mit in Gruppe 2 fahren wollten. Nach kurzem Zögern blieben sie auch bei dieser Entscheidung und wir starteten in einer sehr großen Gruppe in den nächsten Abschnitt. So rollten wir durch und aus dem Muldental immer gen Norden. Es kam zu diversen Unterhaltungen mit den unterschiedlichsten Leuten von nahezu überall her und Anregungen für neue Events (24h Rennnen auf dem Nürburgring klingt verlockend) Ab und an kamen von hinten die Aufforderung das Tempo rauszunehmen, damit die Gruppe zusammen bleibt. Ab und an mußte ich an einen Kollegen und guten Radelfreund denken, wie er bei der Transerz über einen Teil der Gruppe schimpfte: “Wollen die alle Berge platt fahren” – aber hier gab es ja keine Berge, höhstens Hügel. Kurz vor Bad Düben stürmten 2 von hinten vor und hielten das Tempo plötzlich deutlich höher… uns sollte es recht sein, war trotzdem eigenwillig. Die Gruppe riss folgerichtig auseinander. Und in Bad Düben stand niemand an der Strecke?! Gegen 19:00 erreichten wir Potsdam und machten uns fertig für die Nacht – lange Sachen waren auf Grund der Wärme eher nicht nötig – also nur das Licht angebaut.

Beim Anbauen erzählte Thomas voller Stolz von seiner Neuerwerbung und das diese seinen Fahrradcomputer gestört hat. Aha, diese Erfahrung habe noch nicht gemacht, aber ich habe ja auch keinen Sigma und meine Lampe ist von B&M. Als es dann endlich weiterging, zeigte mein Polar plötzlich nichts mehr an – wie jetzt? Das war doch noch nie, irgendetwas ist anders. Achja sonst hängt der Akku am Oberrohr, wo jetzt die Startnummer hängt. Mh, da nicht funktionierende Dinge nerven und Anhalten nicht in Frage kam, während der Fahrt den Akku vom Vorbau gefummelt und dann versucht ihn weiter hinten am Oberrohr zu fixieren, was mir auch irgendwann gelang und siehe da es gab wieder eine Geschwindigkeitsanzeige.

So fuhren wir in die Dunkelheit, allerdings war nun nicht nur die Nacht und die damit verbundene Dämmerung schuld, sondern auch ein aufziehendes Gewitter :-( wir fuhren direkt hinein. Circa 8 Kilometer vor Gransee hielt unser Begleitfahrzeug und wollte wissen, ob wir die Regensachen anziehen wollen. Der Großteil verneinte und einige zogen schnell Ihre Jacken aus dem Trikot und über – was sich als gute Idee erweisen sollte. Was folgte war ein massiver Gewitterguß mit Wasser von allen Seiten und Blitzen mit Stereo Effekt (Blitz beginnt Links neben der Straße am Himmel und entwickelt nach rechts unten – der folgende Donner tat es ihm gleich). Völlig durchgeweicht kamen wir am Verpflegungspunkt in Gransee an, wo sich erst einmal alle frische und trockene (warum eigentlich) Sachen anzogen – bestimmt ein seltenes Bild an einer Tanke. Hin und Her gerissen entschied ich mich für die Windjacke, da der Regen zwischenzeitlich aufhörte. Glücklicherweise kurz vor dem Start war der Regen wieder in voller Anwesenheit und ich bekniete die nette Begleitung unseres Gepäckwagens meinen Kleidersack doch bitte noch einmal hervorzusuchen – Danke das es geklappt hat. Also Weiterfahrt mit Regenjacke… die Gespräche wurden nun spärlicher und die meisten fuhren stumm vor sich hin. Am nächsten Halt in Glatzow kam es dann unwetterartig herunter und an Weiterfahrt war nicht zu denken, ein Teil der Gruppe flüchtete unter parkende LKWs und der Rest hinderte das Partyzelt am wegfliegen.

So standen wir und warteten auf besseres Wetter. Langsam wurde ich müde und kalt oder umgedreht. Irgendwann – gefühlte Stunden später – hieß es endlich wir fahren weiter, also auf die Räder und langsam wieder in Schwung und irgendwie wieder warm werden. Es rollte wieder, der Regen ließ auch nach und hell wurde es auch noch, was will man mehr – trockene Sachen, aber das sind Details.

In Samtens schien dann schon wieder die Sonne und die Regenjacke durfte wieder im Bus weiterreisen. Kurze Diskussion in der Gruppe, ob wir gemeinsam weiterfahren oder uns teilen. Recht schnell bildete sich eine ca. 20 Mann starke Gruppe die vorauszog auf die letzten Kilometer über die Insel. Wir hielten uns wieder vorn auf und ab dem Ort Bergen (welcher nichts mit gleichnamigen Landschaftsgestaltungselementen zu tun hat) kamen die bereits bekannten Rufe, das Tempo rauszunehmen. Thomas brummte neben mir: “Achja da ist ja wieder ein Berg”, worauf ich konterte “wo?”
Nach der Kopfsteinpassage ging das Tempo plötzlich nach oben: Das Ziel war in Sichtweite und so rasten wir mit 40km/h zum nördlichsten Punkt der Insel. Gespräch mit einem Mitfahrer, er: “Wieviel Km sind wir gefahren?”, ich: “laut Streckenbeschreibung 601km”, worauf er fragte “und wie schnell fahren wir?”, “mein Tacho sagt 42″ gab ich zur Antwort, was er mit einem breiten Grinsen und “GEIL” bejahte.

Fazit:
1. Es war wieder eine Superveranstaltung und ich ziehe meinen Hut vor allen die die Geschichte möglich gemacht haben.
2. in die Rolle des Kapitäns möchte ich nicht schlüpfen, einen Sack Flöhe hüten ist wahrscheinlich einfacher
3. neben mir hatten die Woche drauf einige Mitfahrer extremen Ausschlag, Schweiß und Regen vertragen sich irgendwie nicht so richtig und großer Dosis…

Quelle