Nonstop vom Berg zum Meer (von Matthias Ecke aus Hennef)


Hatte ich bis jetzt zwar schon sehr viele Radmarathons und zweimal u.a. die Transalp gefahren, die Schweizer Bergwelt, die französischen Alpen, die Pyrenäen usw. beradelt so stand ich mit der Teilnahme an der Fichkona vor einer neuen Herausforderung. 615 Km nonstop in 24 Stunden vom Fichtelberg zum Kap Arkona, dem nördlichsten Punkt Rügens.
Leider war in diesem Jahr das Wetter eher bescheiden, sodass ich nicht die Vorbereitung schaffte, die ich mir eigentlich vorgenommen hatte. Mehrere Radmarathons fielen schlichtweg ins Wasser, ich fühlte mich daher mit meinen knapp 5000 Trainingskilometern ziemlich schlecht vorbereitet.
Am 29.6.13 stand ich dann nun mit weiteren 167 Fahrern und 4 Fahrerinnen bei 7 Grad, Nebel, Wind und leichtem Regen am Start auf dem Fichtelberg und war nervös wegen der Streckenlänge und vor allem bzgl. der Übernachtfahrt. Meine Frau und meiner Tochter, die mich zum Fichtelberg gebracht hatten zweifelten an meiner Vernunft, bei diesem Wetter Rad zu fahren; sie hielten mich einfach nur für bekloppt.
9.50 Uhr, Briefing vorbei und die Friedensglocke fängt an zu schlagen, noch 10 Minuten dann endlich der Start und wir fahren hinunter ins Tal, wo sich das Wetter besserte, kein Regen und trockene Straßen.
Das Fahrerfeld ist in vier Leistungsgruppen aufgeteilt, wofür man sich vorher entscheiden musste. Ich fahre in Gruppe drei.
Bis zur ersten Verpflegung in Bernsdorf (88 km) rollte das Feld geschlossen. Chemnitz, die Durchfahrt ist eher unschön, eine rote Ampel nach der anderen. Als Erstteilnehmer war dies aber schnell vergessen angesichts der üppigen Verpflegung am ersten Stopp. Es fehlte an nichts, auch später im weitern Verlauf der Fichkona muss ich festhalten, die Verpflegung ist der Hammer und das Team an den Verpflegungsstellen Top.
Es ging weiter nach Eisenhammer zur Verpflegungsstelle 2, nach 180 km.
Regen zog auf, er sollte uns die nächsten 90 km begleiten und mit dem Erreichen der 3 Verpflegungsstelle wieder enden. Hier zog ich mich komplett neu an, was für ein Segen trockene Klamotten im Begleitfahrzeug mitnehmen zu können, toller Service. Auch befestigte ich meine Beleuchtung am Rad; leider stellte sich schon bald heraus, das dies das war, welches bei mir nicht funktionierte. Beide Akku`s waren nach 20 Minuten leer. Dabei hatte ich die Lampe extra neu für die Fichkona gekauft.
Eines der Highlights folgte, die Fahrt durch Potsdam mit Polizeieskorte. Ohne auf Ampeln achten zu müssen und durch die Stadt zu rasen hat schon seinen Reiz. Endlich wurde auch der Tritt runder und gleichmäßiger in der Gruppe. Ich fand es teilweise schon sehr anstrengend wie unregelmäßig die Gruppe bis dahin fuhr. Wahrscheinlich lag es an der Größe der Gruppe, fast 70 Fahrer, und wohl auch daran, das einige nicht oft in einer Gruppe fahren.
Es wurde zunehmend dunkel und stiller in der Gruppe und ich freute mich auf die nächste Verpflegung. Nach 360 Km erreichten wir Gransee. Vorher passierten wir noch das Strassenhinweisschild -211 Km Stralsund. 211 km, normalerweise ein Radmarathon. Mir ging vieles in diesem Moment durch den Kopf, unter anderem, dann kommen noch gute 70 km bis zum Ziel.
Nach guten 30 Minuten Pause ging’s dann endgültig in die Nacht, in der ich normalerweise schlafe. Besonders die Zeit von 3 Uhr bis 3.30 Uhr war für mich die Schlimmste, ich war kurz vorm Einschlafen. Die Angst vor dem Sekundenschlaf und die Diskussion mit mir selbst, klettere ich nun ins Auto oder nicht, bzw. ist da überhaupt noch Platz im Führungsfahrzeug für mich und mein Rad, lies mich diese wirklich harten 30 Minuten sturzfrei überstehen. Im nächsten Jahr werde ich mir RedBull in die Trinkflaschen füllen.
Langsam wurde es heller und der Tacho zeigte über 500 km, die bereits hinter mir lagen. Es wurde wieder lebhafter in der Gruppe, quasi wurden auch die anderen wieder wach.
Nach der Verpflegungsstelle 5 wurden die Abstände dieser Punkte kürzer. Nach der Überquerung der alten Rügenbrücke in Stralsund war ich endlich auf Rügen, aber es fehlten nur noch 70 km bis zum Kap.
Einer letzten Pause in Samtens folgten einige wenige Höhenmeter (es sind in der Summe gute 2000 hm vom Berg bis zum Kap) bevor auch der letzte Teilnehmer wachgerüttelt wurde – das Kopfsteinpflaster von Sagard, ca. 1 km lang. Wach und endgültig den Hintern spürend hielten wir nochmals an.
Unsere Capitano`s boten uns zwei Möglichkeiten an: Feuer frei oder als Gruppe geschlossen das Kap erreichen.
Wir entschieden uns für die gemeinsame Ankunft. Ich fand diese Entscheidung toll, denn es waren doch einige schon recht platt und es ist mehr als sportlich, das die Stärkeren helfen, indem Windschatten geboten wird. Gerade auf den letzten Kilometern hatte der Wind aufgefrischt und kam direkt von vorne.
Nach einer reinen Fahrzeit von 22 Std. 45 min erreichte die Gruppe 3 das Kap.
Meine Entscheidung bei der ersten Teilnahme in der Gruppe 3 zu fahren war genau die Richtige, das nächste Mal starte ich, sofern ich einen Startplatz erhalte, in der Gruppe 2.
Zu guter letzt gilt mein besonderer Dank dem kompletten Fichkona-Team. Ihr seid super, ich wüsste nicht, was ihr verbessern könntet.
Matthias aus Hennef