Von Werner Uebler aus Vilseck/Oberpfalz


Hier ein kurzer Bericht meiner Eindrücke während meiner längsten Badefahrt :

Nachdem ich bisher vorwiegend in den Alpen mein Unwesen trieb, beschloss ich letztes Jahr, einmal etwas Anderes zu machen. Also hab ich mich bei Fichkona angemeldet und prompt einen Startplatz ergattert .

Ich verbrachte im Fichtelberghaus eine angenehme Nacht, jedoch wurde meine Laune schnell beim Blick aus dem Fenster getrübt. Im Norden Regen und Gewitter. Das kann ja heiter werden, ging mir durch den Kopf . Beim Briefing sah`s dann Gott sei Dank wesentlich besser aus .

Der Start um 10 Uhr verlief erfreulich ruhig und geordnet. Das war neu für mich, denn bei Radmarathon`s wird gedrängelt, geschnitten und sofort aufs Tempo gedrückt. Wir mussten hingegen bis zur ersten Pause immer wieder mal das Tempo raus nehmen, weil das Teilnehmerfeld zusammen bleiben sollte. Doch dann wurde es ernst. Gruppe eins startete nach der Rast als erste und sofort war das Tempo bei 37 – 38 km/h. Der Wechsel in der Führung klappte auf Anhieb prima und es machte richtig Spaß mit den Kollegen in der Gruppe. Bis, ja bis ich beim Überfahren der Bahngleise in Rochlitz das Platzen meines Hinterreifen vernehmen musste. Rechts ran, Schlauch gewechselt und sofort in den Windschatten des wartenden Schlussfahrzeugs gehängt. Trotz Tempo 50 brauchte ich eine gefühlte Ewigkeit bis ich die Gruppe endlich wieder eingeholt hatte. Das hat „Körner“ gekostet! Aber ich hab`s aus eigener Kraft geschafft .

Nachmittags kletterte die Temperatur auf über 30 Grad, doch da wir von unserer Begleitcrew aus dem Auto heraus mit Flaschen versorgt wurden, war das kein Problem. Man fühlt sich dabei wie ein Profi bei der „Tour“, ein geiles Gefühl. Danke an die Crew .

Ein Highlight war die Durchfahrt durch Potsdam: mit Polizeigeleit, jede Kreuzung freie Fahrt, super. Dann sah ich das erste Mal Stralsund ausgeschildert, 198 Km . Nicht gerade motivierend , wenn schön langsam das Sitzfleisch zu schmerzen beginnt. Bei der Nachtrast dann frisches Outfit und vor allem gaaanz dick Sitzcreme. Während der Nachtfahrt wurde es zusehends ruhiger in der Gruppe, die Gespräche verstummten immer mehr. Es hatte wahrscheinlich jeder mit sich selber zu kämpfen. Aber Stralsund rückte unaufhörlich näher, jetzt nur noch 70 km. Langsam kam Euphorie in mir auf, das Ziel ist nah!

In Stralsund angekommen, war es schon wieder hell. Leider durften wir nicht über große Brücke fahren, schade. Doch was soll’s, wir sind ja fast da, dachte ich! Aber was dann kam, war eine echte Herausforderung: mit schmerzendem Gesäß über eine ewig lange Kopfsteinpflasterpassage, Paris-Roubaix lässt grüßen .

Das Gefühl, das ich empfand, als ich die Türme von Kap Arkona am Horizont sah, lässt sich schwer beschreiben. Eine Mischung aus Triumph, Stolz, Erschöpfung und Vorfreude auf das „Hefe Hell“, das ich mir im Ziel gegönnt habe. Um 06:33 Uhr rollten wir über die Ziellinie . Keine schlechte Zeit, ich war zufrieden .

Abschließend möchte ich feststellen, dass Fichkona ein Highlight meiner bisherigen Radlaufbahn ist, das geradezu nach einer Wiederholung schreit . Mein besonderer Dank gilt unserer Begleitcrew , die sich wirklich toll um uns gekümmert hat. Und liebes „Orga-Team“: Ihr braucht den Vergleich mit den „großen“ Radmarathon`s europaweit nicht zu scheuen. Hut ab!

Ich würde mich sehr freuen, wenn ich nächstes Jahr wieder mit von der Partie sein könnte .
Ihr macht da einen super Job, ich bin schwer beeindruckt. Respekt. Macht weiter so.